Governance - Definitionen und Ziele

Im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache ist Governance beschrieben als: „(Art der) Führung, Lenkung, Steuerung eines Staates, einer Organisation, eines Unternehmens“.

Möltgen-Sicking und Winter beschreiben in ihrem Buch „Governance: Eine Einführung in Grundlagen und Politikfelder“ (2019) die Wortherkunft von Governance als Ableitung vom lateinischen Verb „guberno“. Das bedeutet so viel wie lenken und steuern. Im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch wurde das Wort gleichbedeutend mit „Regieren“ genutzt. Dies hat in einer engen politisch-administrativen Sichtweise gemündet. Heutzutage wird der Begriff aber viel weiter gefasst und aus der staatspolitischen Perspektive herausgelöst, was aber auch zu einer gewisse Unklarheit bei der Begriffsinterpretation führt. Ganz unterschiedlichen Disziplinen verwenden den Begriff jetzt unterschiedlich. Darunter fallen vor allem die Politikwissenschaft und die Wirtschaftswissenschaft – und hier ist ja auch das Projektmanagement angesiedelt.

In der für Projektmanagement zuständigen internationalen ISO 2150X Standardfamilie wird Governance mit “principles, policies and framework by which an organization is directed and controlled” definiert.

Die wichtigsten Govenance-Elemente, die sich mit Projekten, Programmen und Portfolios (PPP) befassen, sollten (lt. ISO 21505)

  • ein integrierter Teil des gesamten Governance-Rahmens der permanenten oder temporären Organisation sein;
  • darauf ausgerichtet sein, die Grundsätze und Werte der Organisation zu unterstützen;
  • darauf ausgerichtet sein, den Nutzen zu optimieren, der durch die Investition von Ressourcen in ausgewählte Projekte, Programme und Portfolios entsteht.

In einer Organisation kann es (lt. ISO 21505) je nach den organisatorischen Erfordernissen und den zu verwaltenden Projekten, Programmen oder Portfolios verschiedene Leitungs(=Governance)gremien geben.

Jedes dieser Leitungsgremien kann dabei die Rechenschaftspflicht und Verantwortung haben für:

  1. die Erfüllung der Anforderungen der Interessensgruppen;

  2. die Einhaltung der organisatorischen und rechtlichen Anforderungen;

  3. die Entwicklung und Pflege von Richtlinien, Verfahren und Prozessen;

  4. die Vorgabe von Richtlinien und Zielen für die geleiteten Organisationseinheiten;

  5. das Delegieren von Verantwortlichkeiten an die untergeordneten Führungskräfte, deren Empowerment und Unterstützung;

    1. die Delegationen sollten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Befugnissen und Verantwortung für die erforderlichen Maßnahmen herstellen;

    2. das Leitungsorgan/-gremium bleibt aber weiter rechenschaftspflichtig;

  6. die Überwachung der Konformität und Leistung mit dem Governance-Rahmen und den Zielen.

Gute PPP Governance kann bzw. sollte dazu beitragen, dass

  • die Rechenschaftspflicht und Transparenz verbessert wird;

  • es zu einer verbesserten Einbindung von Interessengruppen kommt;

  • organisatorische Risiken verringert werden;

  • nachhaltige Ergebnisse, Nutzen und verbesserte Möglichkeiten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erzielt werden;

  • die Kommunikation verbessert wird;

  • eine verbesserte Klarheit über Werte, Ethik und Leitprinzipien entsteht.

Man sollte aber auch die Unterschiede zwischen Governance und (Projekt-) Management klarstellen.

Governance sollte das (Projekt-)Management ermächtigen, leiten, befähigen, überwachen und begrenzen. Beim Projektmanagement sollte es darum gehen, im Rahmen der Governance der Organisation zu arbeiten, um die Ziele zu erreichen bzw. Nutzen zu realisieren. Entsprechend verteilen sich damit auch die Verantwortlichkeiten zwischen der Projektleitung und den Rollenträgern der Governance. Wie die Abb. zeigt ist die Projektleitung nur für die Lieferung der Ergebnisse verantwortlich, die im Projektauftrag mit ihr vereinbart wurden. Die richtige Auswahl von Projekten, die Festlegung der Ziele (Deliverables), die dafür notwendige Kosten/Nutzenabwägung (Business Case), die Sicherstellung des Alignments zur Unternehmensstrategie und dann später die wirkliche Schaffung von Nutzen durch das Verwenden der Projektergebnisse liegt in der Verantwortung von Auftraggebern und Governancegremien.

Projektlebenszyklus

Governance- und (Projekt-)Managementfunktionen können auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Teilen der Organisation wahrgenommen werden, aber die Governanceorgane sind weiterhin für die Leistung der Organisation letztverantwortlich. Obwohl sich Goverance und (Projekt-)Management unterschiedlich darstellen, sollte jede:r, der:die an der Governance und am (Projekt-) Management beteiligt ist, die Verantwortung haben, proaktiv auf die Erreichung der Ziele der Organisation hinzuarbeiten.