Programme in Theorie und Praxis

In der modernen Geschäftswelt spricht man häufig von "Programmen". Aber was genau ist ein Programm und wie unterscheidet es sich von einem Projekt? Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick darauf werfen!

Was macht ein Programm aus?

Ein Programm ist mehr als nur eine Ansammlung von Projekten. Unterschiedlliche Definitionen in der Fachliteratur weisen übereinstimmend drei Hauptmerkmale auf:

  1. Mehrere Komponenten: Ein Programm besteht aus verschiedenen Teilen, hauptsächlich Projekten.
  2. Zusammenhang und Abstimmung: Diese Teile sind nicht willkürlich zusammengewürfelt, sondern sie hängen zusammen und werden koordiniert gemanagt.
  3. Ziel ist Nutzenrealisierung: Programme zielen darauf ab, einen konkreten Nutzen tatsächlich zu realisieren.

Der Unterschied zu Projekten

Der Fokus auf Nutzenrealisierung ist der entscheidende qualitative Unterschied zu Projekten: Projekte enden meist mit der Erstellung eines Produktes, dessen nutzenstiftender Einsatz erfolgt typischerweise erst nach Projektende und liegt daher nicht mehr in der Verantwortung des Projektteams. Programme sind erst dann erfolgreich abgeschlossen, wenn der in den Programmzielen definierte Nutzen tatsächlich eingetreten ist. Es gehört daher zur Verantwortung – aber auch zum Entscheidungspouvoir – des Programmmanagements, alles in die Wege zu leiten, was der Erzielung dieses Nutzens dient.

Man kann sich ein Projekt wie das Backen einer Hochzeitstorte vorstellen: Die Torte muss rechtzeitig nach den individuellen Wünschen des Brautpaares und in einwandfreier Qualität geliefert werden. Für das Anschneiden, Servieren und Verspeisen ist der Konditor aber ebensowenig zuständig wie für die übrige Hochzeitsfeier oder den Bestand der Ehe.

Ein Programm ist eher wie die Aufgabe eines Wedding Planners: Er oder sie muss dem Brautpaar den schönsten Tag seines Lebens bescheren und sich um alles kümmern, was dazu nötig ist - gegebenenfalls auch in letzter Minute nocheinmal alles umplanen, wenn das Wetter nicht mitspielen sollte.

Programme in der Praxis

In der Realität wird dieses Unterscheidungskriterium freilich nicht immer streng befolgt. Man begegnet in der betrieblichen Praxis unter der Bezeichnung „Programm“ sehr unterschiedlichen Konstrukten. Die folgende Typeneinteilung (nach GAPPS, A Framework for Perfomance Based Competency Standards for Program Managers, 2011) ist an die gelebte Praxis angelehnt:

  • Strategische Programme sollen dem Unternehmen unmittelbar einen strategischen Vorteil bringen.
  • Operative Programme koordinieren Aktivitäten zur Optimierung bestehender Abläufe, um das Tagesgeschäft nicht zu stören.
  • Multi-Projekt-Programme sollen Synergien zwischen Projekten heben, die etwas gemeinsam haben (zB die gleiche Technologie oder die gleiche Engpassressource), aber ansonsten unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen.
  • Großprojekte werden machmal allein aufgrund ihres Umfangs auch Programme genannt.

Lenkung in Programmen

Der nächste Blogbeitrag wird sich mit der Frage beschäftigen, wie passende Governancestrukturen im Programmkontext aussehen können. Bleiben Sie dran und überlegen Sie in der Zwischenzeit, wie der Programmbegriff in Ihrer Organisation verwendet wird!

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